BEETHOVEN
Unsterblichkeit
für Fortgeschrittene
Beethoven kann nicht sterben.
Wer, wenn nicht er, Beethoven, soll die Musik der Zukunft schreiben? Die Musik der Freiheit und des neuen Menschen?
Er fasst einen Entschluss: Eine Komponiermaschine muss her; eine, die in der Lage ist, seine Arbeit fortzusetzen. Und es gibt nur einen, der der Aufgabe gewachsen ist, diese Beethovenmaschine zu bauen: Johann Nepomuk Mälzel, kaiserlich musikalischer Hofkammermaschinist, Erfinder des Metronoms und verschiedener Musikautomaten.
An Beethovens Sterbebett entspinnt sich ein Dialog über Fragen, die noch heute aktuell sind: über die Freiheit, über die Gefahren der Moderne, über die Ersetzbarkeit des Menschen durch Maschinen, über Europa – sowie über den Preis der Liebe, die Kosten der Einsamkeit und die Sehnsucht der Ichlinge.
Wir befinden uns im Jahr 1827. Die französische Revolution ist fast 40 Jahre alt. Der Versuch der Menschheit, ihr Schicksal endlich selbst in die Hand zu nehmen, ist vorerst gescheitert. Metternich regiert halb Europa mit harter Hand und achtet peinlich darauf, daß der einmal geträumte Traum von der Freiheit das bleibt, was er immer war: ein Traum.
»Eine Beethovenmaschine hat der Herr Beethoven ganz bestimmt nicht bestellt. Fahren Sie nach Italien, da wohnt der Herr Rossini; dem könnte so eine Beethovenmaschine nicht schaden. Aber wir brauchen so etwas nicht!«
die Erfindung des Ich,
»Odysseus hat sich »Niemand« genannt, als er den Zyklopen besiegte. Er wollte dem besiegten Riesen und der ganzen Welt sagen: »Seht her, was ich bin, bin ich nur durch meine Taten!« Mälzel, ich will die Musik des neuen Odysseus schreiben, eine Musik, die »ich« sagen kann. Eine Musik, die frei ist von jeglicher Mode und von allen Zwängen.«
»Da stand kein nützlicher Apparat vor mir – da stand ein böser Gott. Denken Sie an meine Worte, Mälzel, die Dampfmaschinen werden die neuen Götter werden, und wir ihre Untertanen. Aber wir werden es lange nicht merken; wir, die Untertanen, werden glauben, wir seien die Herren – bis es zu spät ist.«
»Ich lasse mir lieber von einem schlecht gekleideten Mann die Wahrheit sagen, als mir von einem feinen Herrn einen Bären aufbinden zu lassen. Das ist es: Wir brauchen eine Musik, die schlecht gekleidet ist – oder nein: Sie soll überhaupt nicht angezogen sein. Sie soll nackt sein und unschuldig wie ein Säugling und dabei so weise wie eine alte Frau.«
»Meine Überhöhung durch eine Maschine … bedeutet gleichzeitig … meine Erniedrigung. Was wird nur von mir bleiben?«
»Wer es Prometheus gleichtun will, darf auf seine Leber keine Rücksicht nehmen. Prost!«
»Mälzel, Sie gucken so bewegt. Lassen Sie das! Ich wünsche nicht, dass Sie mir sympathisch werden.«
Werke
Ludwig van Beethoven, Sonaten für Klavier und Violine:
Sonate F-dur op.24 (»Frühlingssonate«, 1. Satz)
Sonate A-dur op.12/2
Sonate c-moll op.30/2
Sonate G-dur op. 96
Dauer
ca. 100 Minuten plus Pause
Kurzfassungen möglich
Nächtlicher Besuch